Scottish Country Dancing

Wenige Schritte, einige Grundfiguren und unendlich viele Kombinationen, (meist) 4 Paare, schottische Musik: das ist Scottish Country Dancing.

 

Country Dance wurde im Deutschen verballhornt zu Kontratanz, was gleichzeitig auch eine gute Beschreibung für die häufigste Aufstellung ist: Die Tanzpaare bilden eine Gasse (deshalb auch Gassentanz), die Frauen auf der einen, die Männer auf der anderen Seite. Vom einen Ende der Gasse („oben“) startet ein Paar mit der Tanzfolge, die es in mehreren Durchgängen ans andere Ende der Gasse („unten“) bringt.

Gassenaufstellung beim Weihnachtsball
Tänzer in Gassenaufstellung, Bild: L. Merkens

 

Die Tanzfolge besteht aus mehreren Figuren, häufig vier, die jeweils 8 Takte dauern und mit dem Partner und mit ein bis zwei oder auch mehr Paaren gemeinsam getanzt werden. Das können Drehungen mit dem Partner oder den Nachbarn sein, Ketten, Kreise, Achterfiguren, aber auch Nachlauffiguren oder komplexe Platzwechsel. Die Abfolgen können ziemlich einfach sein, so dass man auch ohne große Erfahrung mittanzen kann oder aber derartig verwickelt, dass man schon ziemlich fortgeschritten sein muss, damit alles so funktioniert, wie sich das der Tanzerfinder ausgedacht hat. Gerade darin liegt für viele der Reiz, andere lieben es, einfach mit anderen zu tanzen.

Drehungen bei einem Auftritt in Bielefeld
Paare bei einer rechten Handdrehung, Bild: L. Merkens

 

Die historischen Wurzeln kann der moderne Country Dance allerdings nicht verleugnen. Es gibt zwar nur drei bzw. zwei Grundschritte für die schnellen bzw. langsamen Rhythmen, aber diese sind in ihrer Ausführung stark von den höfischen Tänzen und dem Ballett beeinflusst worden. Die perfekte Schritttechnik ist ein Ziel, auf das wir hinarbeiten, aber auf dem Weg dahin haben wir viel Spaß auch mit weniger perfekten Schritten. Und für das gemeinsame Tanzen ist es viel wichtiger, dass wir miteinander tanzen, uns ansehen, versuchen, die Figuren richtig zu tanzen und auch mal einfach loszulachen.

 

Country Dances bilden eine Gruppe innerhalb der schottischen Tanzfolklore, die in den zwanziger Jahren aus historischen Quellen, den Erinnerungen alter TänzerInnen  und den wenigen noch bekannten Tänzen rekonstruiert wurde, die Schritte und Figuren wurden standardisiert. Es sind also nicht mehr die historischen und traditionellen Tänze, aber durch die Standardisierung wurde die Grundlage zu dem weltweiten Erfolg gelegt: Überall auf der Welt gibt es Gruppen, die auf die gleiche Weise tanzen und es ist jedem möglich, überall mitzutanzen.  

 

Viele verbinden mit Schottland vor allem Dudelsackmusik und Highland Dances. Beides kommt nur gelegentlich im Country Dance vor, der Dudelsack ist in der Regel zu laut, um zum Tanz aufzuspielen, Highland Steps werden als Variationen zu Setting Steps genutzt. Highland Dances sind oft Solotänze, deren Reiz in den Schrittvariationen liegt und die meist auf der Stelle oder einem eng umgrenzten Raum getanzt werden. Country Dances hingegen sind Gruppentänze und ziemlich raumgreifend.

 

 

Shedding
Highlandtänzerin

Schottlandreisende kommen oft auch mit einer anderen Variante der schottischen Tänze in Berührung. Auf Dorffesten, Hochzeiten oder Tanzfesten werden oft die sog. Ceilidhtänze getanzt. Dazu zählen Paartänze wie Gay Gordons, Highland Schottische, Walzer, Two-Steps,  und einfache Settänze wie Strip the Willow oder Eightsome Reel, Virginia Reel, aber auch Country Dances wie Duke of Perth oder Postie’s Jig. Ceilidhtänze werden meist schneller als Country Dances gespielt, Schritte sind eher unwichtig.

Text: Luitgard Merkens